
Hand aufs Herz: Bekommen Sie
als Stadionmanager vom anschließenden
Spiel dann alles mit?
Die meiste Zeit verbringe ich am
Spielfeldrand neben Andy Marek mit
direkter Funkverbindung zum Sicherheitskoordinator.
Oder ich stehe selbst
in der Sicherheitszentrale, weil man
hier alles perfekt überblicken kann.
Egal ob „unten“ oder „oben“: Ausruhen
oder eine Pause gibt es da nicht. Man
beobachtet ständig die Aktivitäten im
Stadion um möglichst rasch auf alle
Situationen reagieren zu können. Und
demnach muss ich die Frage mit einem
„Nein“ beantworten. Bei intensiven
Spielen passiert es häufiger, dass
ich mir denke: „Schau an, da sind ja nur
mehr 10 Mann beim Gegner am Platz.“
Da habe ich dann wohl die ein oder andere
Situation verpasst. Es ist definitiv
ein anderes Erlebnis als für den klassischen
Zuschauer.
Kommen wir zurück zum Stadion.
Eine Geschichte die wirklich jeden
interessiert ist jene rund um den –
sagen wir – manchmal nicht so trittfesten
Rasen.
Ja, das war definitiv lange Thema in
unserer neuen Heimstätte. Wir hatten
schon kurz nach Übergabe des Stadions
das Gefühl, dass der Rasen nicht
richtig verwurzelt ist. In den folgenden
Sommermonaten Juli und August war
das noch kein Problem. Aber ab September
haben sich die Wurzeln dann
noch weiter zurückgebildet. Heißt:
Der Rasen lag nur mehr wie ein Teppich
oben auf. Ich erinnere mich z.B.
an das Europacup-Heimspiel gegen
KRC Genk, wo es zu einem rasenbedingten
„Hüpfer“ des Balles kam. Ok,
auch wenn dadurch ein Tor für uns gefallen
ist, konnten wir uns – also mein
Team und ich – nicht wirklich freuen.
Wäre das auf der anderen Seite passiert
und hätten wir dieses Tor bekommen,
wäre die Diskussion sicher riesig
gewesen. Es war also wirklich eine ernste
Situation und wir wissen bis heute
eigentlich nicht wirklich, woran es
lag. Im Winter sind die Probleme dann
naturgemäß noch gravierender geworden
und wir wollten eigentlich den
Rasen vor Beginn der Frühjahrssaison
tauschen. Ich sage „eigentlich“, weil
wir im Anschluss mit einer fast paradoxen
Situation zu kämpfen hatten: In
ganz Europa war kein Rasen aufzutreiben!
Erstens war es fast überall zu kalt.
Und zweitens wäre uns ein Rasen aus
dem Süden schon beim Transport abgefroren.
Wir mussten also umdisponieren
und wie immer flexibel sein.
Wir haben dann ab Mitte März in Eigenregie
unter der Leitung unseres Head
Greenkeepers Daniel Heckl mit neuen
Pflegemaßnahmen begonnen und hatten
damit großen Erfolg. Auch begünstigt
3 | ALLIANZ STADION
durch die Länderspielpause und
das gute Wetter erreichten wir innerhalb
von nur drei Wochen eine top Rasenqualität!
Selbst Steffen Hofmann
meint nun, dass der Rasen nicht gut,
sondern sensationell ist und wir hatten
in den letzten Heimspielen der vergangenen
Saison laut Bewertung der Bundesliga
den besten Rasen aller österreichischen
Fußballklubs.
Eigenbewirtschaftung und Rasenpflegemaßnahmen
haben sich
also bezahlt gemacht.
So ist es. Und man darf dabei nicht vergessen,
dass wir ja auch für die Trainingsplätze
rund um das Allianz Stadion
verantwortlich sind. Hier erfolgt der
Matchbetrieb unserer Rapid II sowie
der Nachwuchsmannschaften aus unserer
Akademie. Im Grunde hat uns
die Rasen-Causa zusätzlich angespornt
und wir sind mit dem Ergebnis
– auch wenn es etwas gedauert hat –
nun sehr zufrieden. Wir sehen es als
unserer Verpflichtung unseren Spielern
das beste Terrain zu liefern. Spannend
vielleicht an der Stelle auch, dass
wir nun in neue Maschinen investieren
werden. Hierzu zählen zum Beispiel
Windturbinen zur besseren Belüftung
des Rasens sowie LED-Lichtbalken,
um auch die Südseite, wo ab Oktober
kaum Licht im Strafraum vorhanden ist,
zu beleuchten. Denn neben Erde und
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