
Die Saison 2016/17 wird als besonders
außergewöhnliche Spielzeit in unsere
Vereinshistorie eingehen. Zum einen
konnten wir unser Infrastruktur-
Jahrhundertprojekt mit der Eröffnung
des Allianz Stadions erfolgreich abschließen,
zum anderen mussten wir
aber sportlich viele Tiefen durchleben.
Mit großer Vorfreude und auch Euphorie
ging die Rapid-Familie in diese Saison:
Nur 25 Monate nach der Vorstellung
unseres Stadionneubauprojekts
unter dem Motto „Alte Heimat – Neues
Zuhause: Das grün-weiße Jahrhundertprojekt
des SK Rapid“ durften wir
zunächst am 9. Juli 2016 ein beeindruckendes
Pre-Opening exklusiv für
unsere Vereinsmitglieder – 6.500 davon
kamen in der Ferienzeit - und eine
Woche später die offizielle Eröffnungsveranstaltung
des Allianz Stadions erleben.
Es war der 16. Juli 2016, ein Tag,
der von nun an immer einen fixen Platz
in der Klubgeschichte haben wird und
der den rund 28.000 anwesenden Fans
in Hütteldorf sowie mehr als 200.000
Zuschauern bei der Direktübertragung
der gesamten Veranstaltung auf Puls 4
zahlreiche Höhepunkte bot.
Neben einem fulminanten Rahmenprogramm,
für das unser Event-„Guru“
Andy Marek u.a. rockige Klänge von
FlowRag, Alkbottle (mit einem eigens
getexteten Song zur Eröffnung) und
Ostbahn
Kurti ebenso verpflichten
konnte wie ein Ensemble der Wiener
Philharmoniker und die weltberühmten
Wiener Sängerknaben, gab es auch
sportliche Highlights. Stargäste wie Alt-
Bundespräsident Heinz Fischer und
dessen Nachfolger Alexander Van der
Bellen, der damalige Vizekanzler Reinhold
Mitterlehner, Sportminister Hans
Peter Doskozil, die Präsidenten von
ÖFB und Bundesliga, Leo Windtner und
Hans Rinner, sowie namhafte Künstler,
deren Herz für Grün-Weiß schlägt
(darunter Florian Scheuba, Nikolaus Ofczarek,
Thomas Glavinic oder Vea Kaiser),
waren ebenso begeistert wie alle
anderen, die an diesem historischen
Tag live oder via TV dabei waren. Nach
einem fulminanten Vorspiel der Special
Needs Teams des FC Chelsea und des
SK Rapid gab es als sportliches Sahnehäubchen
auch noch einen 2:0-Sieg
unserer Profis gegen den späteren englischen
Meister! Bis sprichwörtlich zur
letzten Sekunde vor dem Einlass des
Publikums wurde noch geschraubt und
gewerkt und wurde an diesem Eröffnungstag
das fortgesetzt, was die erfolgreiche
Realisierung des Stadionneubaus
überhaupt erst möglich
gemacht hat: Ein perfektes Teamwork
aller Beteiligten, die mit außerordentlichem
Engagement stets nur ein Ziel vor
Augen hatten!
Von Lehren und großartigem Zusammenhalt
So richtig angreifen wollten wir aus
sportlicher Sicht in der ersten Saison
im Allianz Stadion. Um die „Mission
33“ erfolgreich anzugehen, wurden
der sportlichen Leitung zusätzliche finanzielle
Mittel zur Verfügung gestellt,
die Verpflichtung von Spielern, deren
Ablösesummen Vereinsrekorde bedeuteten
ebenso genehmigt wie eine einmalige
Aufstockung der Kaderkosten
für diese Saison in der Höhe von rund
zwei Millionen Euro. Sprich, es wurde
ein Risiko eingegangen und neue Spieler
geholt, ehe jene, die noch abgegeben
werden sollten, transferiert wurden.
Da dies auch mit Ende des Transferfensters
noch nicht passiert war, gingen
wir mit einem völlig überdimensionierten
Kader in den Herbst und
naturgemäß kam es auch dadurch zu
Unzufriedenheit innerhalb des Teams.
Wiewohl der Saisonstart mit Kantersiegen
im Allianz Stadion in der Liga und
einer mehr als souveränen Qualifikation
für die Gruppenphase der UEFA Europa
League noch durchwegs erfreulich verlief,
begann sich rasch eine Negativspirale
zu entwickeln.
Nicht nur eine fast unheimliche Verletzungsserie,
die auch zahlreiche Führungs
und Schlüsselspieler erfasste,
brachte unsere Mannschaft aus dem
Tritt und nach nur zwei Siegen in den
letzten zehn Pflichtspielen wurden am
7. November sowohl Cheftrainer Mike
Büskens als auch der Geschäftsführer
Sport, Andreas Müller, beurlaubt.
Da mit Damir Canadi ein aufstrebender
heimischer Trainer, der schließlich
auch sein eigenes Betreuerteam mitbrachte,
zum sofortigen Amtsantritt gewonnen
werden konnte, wurde dieser
vor der Verpflichtung eines neuen Geschäftsführer
Sport engagiert. Eine Vorgangsweise,
die – als eine der Lehren
der Saison – wohl in Zukunft in dieser
Reihenfolge nicht mehr passieren wird,
obwohl Damir Canadi in seiner ganzen
Laufbahn bewiesen hat, dass er ein hervorragender
Trainer ist! Übrigens auch
nach seiner letztlich erfolglosen Ära in
Hütteldorf. Es waren schwere und auch
belastende Monate, die aber auch positive
Effekte brachten. Mit Fredy Bickel
konnten wir einen international renommierten
neuen „Sportchef“ verpflichten,
der bereits in den ersten Monaten seiner
Tätigkeit auch beim SK Rapid seine
fachlichen und menschlichen Qualitäten
unter Beweis stellen konnte. Vor
allem im äußerst schwierigen Frühjahr,
in dem wir bis Mitte April auf den ersten
vollen Erfolg in der Bundesliga warten
und uns kurz davor von Damir Canadi
trennen mussten. Mit Bedacht führte
er gemeinsam mit dem Trainerteam um
Goran Djuricin die Mannschaft aus dem
drohenden Abstiegskampf und einer
veritablen Krise schlussendlich noch
auf Platz 5 der Tabelle und erstmals seit
zwölf Jahren ins Finale des ÖFB-Cups.
Leider wurde es dort nichts mit einem
Happy-End einer mehr als
durchwachsenen Saison, da trotz
starker Vorstellung der Titelverteidiger
in Klagenfurt doch knapp die Nase
vorne hatte. Aber dieses Endspiel war
so wie die gesamte Saison ein toller
Beleg für den Zusammenhalt der grünweißen
Familie. Im Wörthersee-Stadion
boten über 15.000 Rapid-Anhänger an
einem Wochentag der Mannschaft einen
echten Heimvorteil und in der Meisterschaft
gelang es trotz der dürftigen
sportlichen Bilanz, dass erstmals ein
Klub seit Gründung der Bundesliga im
Jahr 1974 einen Zuschauerschnitt von
über 20.000 Fans erreichen konnte!
Der Mitgliederverein des Landes!
Besonderen Anlass zur Freude gibt
auch die Tatsache, dass im Laufe des
Berichtszeitraumes erstmals die Schallmauer
von 16.000 Mitgliedern – inklusive
unserer Jüngsten, den „Greenies“
– durchbrochen werden konnte. Auch
das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit
und wir dürfen nunmehr
sehr stolz sein, nicht nur der mit Abstand
mitgliederstärkste Fußballverein
des Landes zu sein, sondern auch
der einzige, der seine gesamte Nachwuchsarbeit
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SK RAPID | GESCHÄFTSBERICHT 2016/17 MICHAEL KRAMMER | PRÄSIDENT