
Kaum zu glauben, aber die erste volle
Saison im schönsten und modernsten
Fußballtempel Österreichs – unserem
Allianz Stadion – ist schon wieder um.
Wir wollen an dieser Stelle wie gewohnt
einen kleinen Rückblick wagen und
haben Stadionmanager Harry Gartler
zum Interview gebeten. Gartler war bekanntlich
der Projektleiter des Neubaus
des Allianz Stadions und sorgt seit der
Eröffnung des neuen Zuhause als Direktor
Stadionmanagement mit seinem
Team, dem Martin Cipps, Daniel Horak
(beide Facility Management), Roman
Lorenz (Technische Leitung), Thomas
Fasching, Daniel Heckl, Markus Ullrich
und Rene Wagner (jeweils Greenkeeping
und Stadion) angehören, für den
reibungslosen Betrieb.
Herr Gartler, die erste volle Saison
im neuen Stadion ist nun geschlagen.
Springen wir zeitlich nochmals
zurück. Was fällt Ihnen zum Datum
16.07.2016 ein?
Ein Wort: Stolz! Ich bin stolz auf mein
Team, alle Mitarbeiter sowie die gesamte
Rapid-Familie ohne die dieses
grün-weiße Jahrhundertprojekt nicht
möglich bzw. termingerecht realisierbar
gewesen wäre. Mir persönlich wird der
16. Juli 2017 mein Leben lang in Erinnerung
bleiben, der Tag ist fest in meinem
Herzen verankert. Gerade die letzten
Wochen vor der Eröffnung waren
äußerst intensiv und natürlich hoch
emotional. So etwas erlebt man einfach
nicht jeden Tag.
Stimmt es, dass Sie noch kurz vor
der Eröffnung selbst das Werkzeug
in die Hand genommen haben?
Stimmt! Bis zum Schluss brachte uns
eine Lieferverzögerung – von Teilen
zur Befestigung der Sitze im VIP Bereich
– im wahrsten Sinne des Wortes
gehörig ins Schwitzen. Bei einem Projekt
dieser Größe ist man vor solchen
Sachen leider nie gefeit. Tatsächlich erreichte
uns besagte, lang ersehnte Lieferung
am Tag der Eröffnung um 10 Uhr
Vormittag. Dann hieß es: Alle Mann an
die Werkzeuge! Unsere Mitarbeiter haben
sogar Freunde und Bekannte um
schnelle Hilfe gebeten und kurze Zeit
später lagen wir alle zwischen den Sesselreihen
mit Bohrer und Schraubenzieher
bewaffnet. Bis ca. 14.30 Uhr haben
wir durchgearbeitet und um 15.00
Uhr war Einlass. Auch wenn nicht alles
100-prozentig fertig wurde war es eine
beeindruckende Aktion und hat den
oftmals zitierten Rapid-Geist und den
Zusammenhalt unter allen Beteiligten
eindrucksvoll gezeigt. Eigentlich haben
wir das Unmögliche doch noch möglich
gemacht und im Anschluss eine fulminante
Eröffnungsfeier erlebt.
Gab es dann ein wenig Zeit zum
Durchschnaufen?
Natürlich waren wir alle erleichtert und
der sprichwörtliche Stein viel vom Herzen.
Aber mit einem neuen Stadion
kommen auch neue Herausforderungen,
vor allem was gelernte Abläufe
betrifft. Insofern ging es nahtlos weiter
und wir bereiteten uns akribisch auf
die bevorstehende Meisterschaft und
die Qualifikation für den Europacup
vor. Bestehende Pläne wurden adaptiert
und erweitert, alte Prozesse überarbeitet
oder komplett neu gedacht. Wir
haben in dieser Phase irrsinnig viel gelernt.
Am Ende des Tages kam dabei
eine Checkliste heraus, die schon zwei
Tage vor Matchbeginn startet. Nur so
können wir perfekt auf jedes Spiel vorbereitet
sein. Von Flutlicht, über Tonanlage
bis hin zu den Mistkübeln rund
ums Stadion muss alles überprüft und
nichts dem Zufall überlassen werden.
Dieser sicherlich hohe Einsatz macht
sich jedoch bezahlt: Sowohl von Seiten
der Bundesliga, als auch der UEFA
bekommen wir regelmäßig ein super
Zeugnis ausgestellt, was Vorbereitung
und Machtablauf betrifft. Für uns ist
das eine wunderschöne Bestätigung
unserer Arbeit.
Wie sieht denn ein normaler Ablauf
im Vorfeld einer Partie aus?
Da muss ich ein bisschen schmunzeln.
„Normal“ trifft im Grunde bei meinem
Beruf niemals zu. Jedes Match ist anders
und erfordert immer 100-prozentige
Aufmerksamkeit. Das ist auch einer
der vielen Gründe, warum ich meinen
Job liebe. Aber natürlich gibt es – wie
angesprochen – Abläufe und Prozesse,
die festgelegt und einzuhalten sind.
Der Matchtag startet eigentlich bereits
am Montag zuvor, teils Tage vor dem
tatsächlichen Anpfiff. Hier bereiten wir
uns im Rahmen der Sicherheitsbesprechung
auf das Spiel vor und ich führe
sozusagen durch das Programm. Mit
dabei sind die Exekutive sowie szenekundige
Beamte, die Behörde MA36
(Gewerbe-, Elektro-, Gasangelegenheiten,
Feuerpolizei, Veranstaltungswesen;
Anm. d. Redaktion), unser
Sicherheitsdienst, Sanitäter, das Cateringservice,
Kollegen aus dem Klubservice
sowie meine Crew, also das
Stadionmanagement. Im Vorfeld der
Partie selbst erfolgt rund drei Stunden
vor der ersten Ballberührung ein Rundgang
durch das gesamte Stadion mit
Vertretern der Behörde, der Exekutive,
des Sanitätsdienstes sowie dem Delegierten
der Bundesliga. Erst wenn diese
das Stadion freigeben erfolgt mein
Funkspruch an die Tore und der Einlass
kann beginnen.
3.1 DIE ERSTE SAISON IM ALLIANZ STADION
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SK RAPID | GESCHÄFTSBERICHT 2016/17