
FREDY BICKEL | GESCHÄFTSFÜHRER SPORT
Höchst ereignisreich verlief meine erste
Saison beim SK Rapid. Als die Saison
im Juli 2016 in Österreich startete,
war ich noch Sportchef bei Young Boys
Bern und hätte nicht erwartet, wenige
Monate später die Gelegenheit zu bekommen,
für den österreichischen Rekordmeister
in der Heimatstadt meiner
Großmutter tätig sein zu dürfen.
Die österreichische Bundesliga habe
ich schon früher aufmerksam verfolgt
und nach dem ersten Gespräch mit
dem Präsidium des SK Rapid im November
des vergangenen Jahres begann
ich mich im Detail mit dem rotweiß
roten Fußball, aber natürlich ganz
besonders mit dem Verein, für den ich
nun offiziell seit 1. Jänner 2017 tätig
sein darf, zu beschäftigen. Die Sommertransferperiode,
die mein Vorgänger
Andreas Müller operativ verantwortete,
brachte nach Platz 2 und einer
sehr erfolgreichen Europacup-Saison
einige Veränderungen.
So wechselte die starke linke Seite
gegen Ablösezahlungen die Klubs
und schlossen sich Stefan Stangl (RB
Salzburg) und Florian Kainz (Werder
Bremen) neuen Vereinen an. In die
Hansestadt zog es auch Thanos Petsos,
der sich bereits Monate vorher
entschloss,
seinen Vertrag in Hütteldorf
nicht zu verlängern. Nach fünf Jahren
wurde zudem der Vertrag von Deni Alar,
der nach einer schweren Verletzung
nicht mehr ganz an seine großartigen
Leistungen der ersten beiden Spielzeiten
anschließen konnte, nicht mehr
verlängert. Mit den im Jahr zuvor aus
Grödig gekommenen Mittelfeldspielern
Philipp Huspek (Vertrag einvernehmlich
aufgelöst) und Stefan Nutz (wechselte
am letzten Tag der Transferperiode zur
SV Ried) beendeten zwei weitere Akteure
ihr Gastspiel beim SK Rapid,
die es allerdings nicht zum absoluten
Stammspieler geschafft hatten. Zudem
schloss sich Michael Schimpelsberger
nach seinem Vertragsende und
einem halben Jahrzehnt in Hütteldorf
dem FC Wacker Innsbruck an. Stürmer
Philipp Prosenik wurde an den Liga-
Konkurrenten Wolfsberger AC verliehen
und last but not least sammelte Andreas
Kuen in der Herbstsaison als Leihspieler
beim Floridsdorfer AC Matchpraxis,
ehe er im Jänner 2017 wieder
retour kam. Weitere Abgänge, die aufgrund
des selbst für Doppelbelastung
zu großen Kaders angestrebt wurden,
kamen nicht mehr zustande.
Auf der anderen Seite gab es einige
Neuzugänge, die Rapid so verstärken
sollten, um ernsthaft in der ersten Saison
im neuen Allianz Stadion um den Titel
mitspielen zu können. Aus laufenden
Verträgen verpflichtet wurden Arnor Ingvi
Traustason (von Norköpping), Ivan
Mocinic (von Rijeka), Philipp Malicsek
(von Admira), Maximilian Entrup (vom
FAC) und kurz vor Ende der Transferperiode
Giorgi Kvilitaia (von Dinamo
Tiflis). Zudem kam Verteidiger Christoph
Schösswendter, der später das
erste Pflichtspieltor im neuen Stadion
erzielen konnte, ablösefrei von Admira
und der brasilianische Stürmer Joelinton
wurde für zwei Jahre von der TSG
1899 Hoffenheim geliehen.
Auch zahlreiche vorzeitige Vertragsverlängerungen,
darunter jene von Christopher
Dibon (bis 2020), Srdjan Grahovac,
Maximilian Hofmann (beide
bis 2019), Tamas Szanto (2021), Louis
Schaub und Stefan Schwab (beide
bis 2020) wurden in diesen Monaten
im Vorjahr fixiert. Im Trainerteam gab
es bekanntlich noch vor Saisonbeginn
den Wechsel von Cheftrainer Zoran Barisic
zu Mike Büskens, der im November
von Damir Canadi abgelöst wurde.
Mit Canadi kamen die Assistenten Martin
Bernhard und Goran Djuricin, sowie
Torwart-Coach Helge Payer neu in den
Betreuerstab. Diese nahmen auf Wunsch
des Neo-Cheftrainers die Plätze
von Thomas Hickersberger, Carsten
Jancker und Raimund Hedl ein, denen
auch an dieser Stelle wie allen ehemaligen
Spielern und Betreuern (im Dezember
löste beispielsweise Videoanalyst
Stefan Oesen noch auf eigenen Wunsch
seinen Vertrag) herzlich für ihr Engagement
gedankt sein soll.
Die Herbstsaison verlief bekanntlich
trotz der erneuten Qualifikation für
die Gruppenphase der UEFA Europa
League durchwachsen, angesichts
der hohen Erwartungen, mit denen
die Mannschaft in die neue Spielzeit
startete, sogar enttäuschend. Nach
einer Heimniederlage gegen den Wolfsberger
AC, bei der ausgerechnet Leihspieler
Philipp Prosenik das entscheidende
Tor für die Gäste gelang, wurde
neben Trainer Mike Büskens auch mein
Vorgänger Andreas Müller beurlaubt.
Wissend um die schwierige Situation,
war ich mir nach den ersten
Gesprächen mit den Verantwortlichen
des SK Rapid rasch sicher, die Herausforderung
als neuer Geschäftsführer
Sport bei diesem ruhmreichen Klub annehmen
zu wollen und Anfang Dezember
2016 folgte schon die formelle Einigung
und die öffentliche Bekanntgabe.
Wiewohl mein Vertrag offiziell erst mit 1.
Jänner 2017 begann, war es mir ein Anliegen,
mich sofort in die neue Aufgabe
zu vertiefen und konnte ich mich von
Beginn an voll mit dem Klub und seinen
ambitionierten Zielen identifizieren.
Auf Platz 5 ging es in die Winterpause
und auch aufgrund zahlreicher Verletzungen
zum Auftakt in die Vorbereitung
auf die Frühjahrssaison waren kaum
Veränderungen im Kader machbar. So
wurden lediglich Torhüter Paul Gartler
an den Kapfenberger SV und Stürmer
Maximilian Entrup an den SKN St.
Pölten verliehen. Im März folgte dann
noch der Wechsel von Srdjan Grahovac
zum kasachischen Meister in die
Hauptstadt nach Astana.
Eine schwarze Serie, die uns in der Liga
über ein ganzes Quartal sieglos bleiben
ließ und unsere Mannschaft sehr
gefährlich nahe an einen Abstiegsplatz
brachte, erforderte bedauerlicherweise
den weiteren, schon oben erwähnten
Wechsel auf der Position des Cheftrainers.
Vorerst als Interimslösung übernahm
Goran Djuricin mit Unterstützung
von Martin Bernhard und trotz hervorragender
Alternativen, die bereit waren,
als Nachfolger zu starten, war ich recht
rasch überzeugt, dass diese Kombination
(mit dem weiteren Trainerteam
Helge Payer, Athletiktrainer Alexander
Steinbichler und Videoanalyst Maurizio
Zoccola) nicht nur kurzfristig die
beste Lösung für den Klub ist. Ich bin
nach wie vor froh, dass sich das Präsidium
dieser Meinung anschloss und
kann beurteilen, wie schwierig es war,
die sprichwörtlich am Boden liegende
Mannschaft wieder so aufzubauen,
dass sie schlussendlich aus den letzten
acht Runden mit 15 Punkten noch den
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SK RAPID | GESCHÄFTSBERICHT 2016/17