
Im vergangenen Geschäftsjahr hat der
SK Rapid erstmals Erfahrungen mit
dem Echtbetrieb des neuen Allianz Stadions
sammeln können. Trotz der nahezu
perfekten Vorbereitung war es allen
Verantwortlichen bewusst, dass im
Jahr “1” nach Stadioneröffnung ein besonderer
Fokus auf die Ausgestaltung
von Detailregelungen oder -lösungen
und die Harmonisierung interner Abläufe
gerichtet sein wird.
Diese besondere Fokussierung machte
auch vor dem Bereich Personal & Recht
nicht Halt. Um zu einer effizienteren Abwicklung
des „Tagesgeschäfts“ beizutragen,
mussten zahlreiche Verträge
mit Sponsoren und Dienstleistern an
die Realbedingungen angepasst, interne
Abläufe neu definiert, bestehende
Richtlinien erweitert oder neue in Kraft
gesetzt werden.
Neben diesen wichtigen Aufgaben
wurde meinem Kollegen Raphael
Landthaler, Sebastian Pernhaupt und
mir das äußerst spannende, strategische
Projekt „Mediale Rechte“ übertragen.
Im Folgenden wird der Projektverlauf
(samt Teilergebnissen) kurz
dargestellt.
MEDIALE RECHTE UND VERTEILUNGSSCHLÜSSEL
Die bestehenden „TV-Verträge“ laufen
mit Ende der Saison 2017/18 aus. Aus
diesem Grund hat das Präsidium des
SK Rapid bereits im Februar 2016 eine
Rapid-interne Arbeitsgruppe zum Thema
„Mediale Rechtevergabe“ und „Verteilungsschlüssel“
ins Leben gerufen.
Auftrag dieser Arbeitsgruppe war es,
die Verwertung der Medialen Rechte
national und international zu analysieren,
die kommende Rechtevergabe
vorzubereiten, sowie leistungsbezogene
Komponenten für den „Verteilungsschlüssel
NEU“ zu definieren.
VERTEILUNGSSCHLÜSSEL
Status Quo
Für die Klubs der Österreichische
Fußball Bundesliga (ÖFBL) sind die Erlöse
aus der Zentralvermarktung – Erlöse
aus der Verwertung der „Medialen
Rechte“, umgangssprachlich auch „TVRechte“
genannt - ein wichtiger Budgetbestandteil.
Bisher werden in Österreich
knapp die Hälfte der TV-Gelder
über einen sogenannten Sockelbetrag
ausgeschüttet, der für sämtliche
Klubs gleich hoch ist. Nahezu der gesamte
Rest der zu verteilenden TVGelder
wird über den Österreicher-Topf
ausgeschüttet: je mehr einheimische
Profis vom Klub eingesetzt werden,
desto höher ist die Ausschüttung. Ein
geringer Anteil wird unter dem Titel
„Leistungsprämien“
an die Klubs ausgeschüttet.
(Abb. 6)
GESAMTERLÖS ZENTRAL-
VERMARKTUNG PRO JAHR*
SKY ORF
SKY Bonus
Liga-Anteil
Gründe für einen Verteilungsschlüssel
NEU
Unter den europäischen Ligen ist die
Österreichische Fußball Bundesliga
(ÖFBL) mittlerweile die einzige Liga, die
mit der Berücksichtigung des Österreicher
Topf nahezu nur auf ein einziges
leistungsbezogenes Verteilungskriterium
setzt und andere Kriterien völlig
außer Acht lässt. Dies ist wettbewerbsrechtlich
insofern problematisch, als
die Wettbewerbsregeln auf die Regelungen
zur Zentralvermarktung im vollen
Umfang anwendbar sind. Zusätzlich
ist ein stark ausgeprägtes Gleichverteilungsmodell
nicht mehr zeitgemäß
und hinderlich für die Entwicklung der
ÖFBL und der Klubs selbst.
Durch die Gleichbehandlung aller
Klubs, unabhängig von ihrem konkreten
Beitrag für den Wert der TV-Rechte,
wird kein zusätzlicher Anreiz geschaffen,
sich neben dem sportlichen
Bereich auch anderen Bereichen, wie
Infrastruktur, Mitgliederwesen Sponsoring,
Hospitality oder Kommunikation
zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Ohne die Weiterentwicklung dieser Bereiche
ist eine nachhaltige Positionierung
der ÖFBL Klubs als fixe Größe in
europäischen Bewerben nicht möglich.
Wettbewerbsrechtliche Perspektive
Die Bundesliga unterliegt aus wettbewerbsrechtlicher
Sicht dem Verbot
der sachlich nicht gerechtfertigten Diskriminierung.
Dies hat zur Folge, dass
jedem Klub für die Abtretung der Verwertungsrechte
eine wirtschaftlich angemessene
Gegenleistung gewährt
werden muss. Das ist derzeit aber nicht
Sonstiges
Leistungsprämie
Ö-Topf
der Fall. Es sind im bisher geltenden
Verteilungsschlüssel keine Kriterien für
die Berücksichtigung des wirtschaftlichen
Werts der konkret übertragenen
Rechte vorgesehen. Ein angemessener,
dem Missbrauchsverbot standhaltender
Interessensausgleich müsste im
Rahmen der Gegenleistung Kriterien
wie sportliche Bedeutung, Zuschauerzahlen
bzw. die Reichweite der jeweiligen
Klubs angemessen berücksichtigen.
Wenig überraschend konnten wir ebenfalls
feststellen, dass die Rechte, die
der SK Rapid der Zentralvermarktung
beisteuert einen im Vergleich zu
den anderen Bundesligaklubs einen
weitaus höheren, überproportionalen
Wert haben, dies sich in den Erlösen
aber keineswegs bemerkbar gemacht
hat und bemerkbar macht. Auch die
Wachstumsrate
der SK Rapid Erlöse
seit der Saison 2008/09 bis zur Saison
2015/16 betrug lediglich 4,7%.
Die Beibehaltung des geltenden Verteilungsschlüssels
war für den SK
Rapid daher ausgeschlossen und de-
2.3 PERSONAL & RECHT
ERLÖSSTRUKTUREN IN DER ZENTRALVERMARKTUNG
*ohne UEFA-Bewerbe
ERLÖSVERTEILUNG
VERBAND & LIGEN
ERLÖSSTRUKTUR
SK RAPID
Bundesliga
Erste Liga
2015/16
Sockelbetrag
Abb. 6
60
SK RAPID | GESCHÄFTSBERICHT 2016/17