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SK RAPID | GESCHÄFTSBERICHT 2017/18 1.3 FREDY BICKEL | GESCHÄFTSFÜHRER SPORT
Nach einem mehr als herausfordernden
Start in meine Aufgabe beim SK Rapid,
die offiziell am 1. Jänner 2017 begann,
war mir klar, dass auch die erste volle
Saison eine recht schwierige werden
könnte. Prinzipiell überwog allerdings
nach dem durchaus respektablen Finish
der Spielzeit 2016/17 der Optimismus,
dass wir gestärkt, und nach den
bitteren Monaten auch ein wenig gestählt,
einen echten Neustart schaffen.
Grundsätzlich war es aus sportlicher
Sicht angesichts der Voraussetzungen,
die nun mal nicht wegzuleugnen oder
-wischen sind, auch kein schlechtes
Jahr. Unser Minimalziel in der Meisterschaft,
ein Platz unter den Top 3, konnten
wir erreichen, im Cup hingegen
schafften wir den erneuten Einzug ins
Finale nicht. Doch die Art und Weise,
wie wir in einem hochdramatischen und
auch klassigen
Semifinalspiel beim
späteren Titelträger auftraten, war absolut
in Ordnung und wurde damals
von den zahlreich mitgereisten Fans
ebenso honoriert wie von der ganzen
Rapid-Familie. Doch gilt es zu konstatieren,
dass auch ich mir eine raschere
Entwicklung der Mannschaft erhofft
hatte, als sie schließlich tatsächlich eintrat.
Die Gründe dafür sind vielfältig:
Wir hatten immer wieder Phasen dabei,
in denen das zweifelsfrei vorhandene
Leistungslevel nicht erreicht werden
konnte, der Rucksack mit den vielen
Enttäuschungen und dem Frust der
Seuchensaison 2016/17 wog doch
schwerer, als man glauben mochte. Zudem
blieben wir vom Verletzungsteufel
verfolgt, neben langfristigen Ausfällen
wie von Vizekapitän Christopher Dibon,
der über ein Jahr passen musste, sind
zahlreiche Stammspieler immer wieder
gerade in wichtigen Konsolidierungsphasen
nicht zur Verfügung gestanden!
Zudem hat die Mannschaft begonnen,
sich neu zu finden, eine neue Hierarchie
aufzubauen. Über mehr als ein Jahrzehnt
war mit Steffen Hofmann ein
absoluter Leader auf und abseits des
Platzes der klare Anführer. Nun war es
Zeit, dass auch andere vermehrt Verantwortung
übernehmen. Keine leichte
Aufgabe, wenn man so eine herausragende
Persönlichkeit, wie es Steffen
auf und abseits des Platzes stets war,
auch nur teilweise zu ersetzen hat. Stefan
Schwab hat seine neue Rolle als
Kapitän bereits im ersten Jahr hervorragend
erfüllt, Steffen Hofmann, der ab
Juli 2017 bereits in seine künftige Funktion
als Talentmanager zu wachsen begann,
unterstützte seine Mannschaftskameraden
nach wie vor vorbildlich!
Ein großer Fokus galt weiter der Kaderzusammensetzung.
Durch laufende
Verträge gestaltete sich der Profikader
nach wie vor und gerade für eine Saison
ohne internationale Bewerbe als zu
groß, wiewohl später durch die vielen
Verletzungen jeder Mann gebraucht
wurde. Bei manchen Spielern, wie Arnor
Ingvi Traustason, Matej Jelic oder
Maximilian Entrup, wurden vorerst
Leih geschäfte im Aus
und Inland fixiert,
der äußerst verdiente Jan Novota
wechselte nach Ungarn und Christoph
Schösswendter, einer von gleich fünf
Innenverteidigern, fand bei Union Berlin
eine neue Karrierestation. Eine Woche
vor Transferschluss – der Verletzungsteufel
hatte zu diesem Zeitpunkt unseren
Kader bereits weiter reduziert –
wurde zudem der Abgang von Eigenbauspieler
Maximilian Wöber zu Ajax
Amsterdam fixiert. Eine Chance, die wir
unserem stets vorbildlichen Nachwuchsteamspieler
nicht verbauen
konnten. Auch wirtschaftlich war dieser
Transfer, gegen den wir uns lange
erfolg reich gesträubt hatten, schlussendlich
sinnvoll. Somit konnten wir in
der letzten August-Woche am Transfermarkt
wieder aktiv werden und mit Lucas
Galvao aus Altach und Veton Berisha
aus Fürth kamen zwei Spieler mit
Qualität und guter Mentalität dazu. Aufgrund
der langfristigen Ausfälle von
Ivan Mocinic und Philipp Malicsek haben
wir uns zudem für eine Leihe eines
alten Bekannten entschieden: Thanos
Petsos kehrte für eine Saison aus
Bremen retour, ein Spieler, auf den man
sich stets verlassen konnte und der den
Klub bereits in- und auswendig kannte.
Durch die Einnahmen aus dem Transfer
von Maximilian Wöber, der seine gesamte
Ausbildung – auf und abseits
des Rasens – beim SK Rapid durchlaufen
hat, konnten wir auch mehr
Spieler als erhofft langfristig binden. Mit
den hochveranlagten Dejan Ljubicic,
Kelvin Arase und Mert Müldür, aber
auch den Rapid-II-Spielern Ivan Leovac,
Dennis Bosnjak und Albin Gashi
wurden die Verträge verlängert. Ebenso
mit arrivierten Spielern wie Richard
Strebinger, Thomas Murg, Maximilian
Hofmann, Stephan Auer oder Philipp
Schobesberger. Damit konnten wir zum
einen mehr Kontinuität in die Kaderplanung
bringen, zum anderen auch
den potenziellen Transferwert dieser
teilweise schon am internationalen
Markt begehrten Spieler weiter steigern.
Hier gilt mein großer Dank auch meinem
Geschäftsführer-Kollegen Christoph
Peschek und dem Präsidium,
denn möglich gemacht wurde dies nur
durch den bewussten Verzicht auf ein
ausgeglichenes Ergebnis im nationalen
Bewerb. All diese Vertragsverlängerungen
sind aber auch als Investitionen in
die Zukunft zu sehen, sei es, um diese
Spieler so lange als möglich bei uns zu
halten, oder sie, wenn ein möglicher
Wechsel in eine größere Liga realisiert
wird, auch in ihrem persönlichen Stellenwert
für den neuen Klub und jenem
der Ablösesumme zu verbessern. Zusammengefasst
konnte so der Transferwert
unseres Kaders auf ein wesentlich
höheres Niveau gehoben werden
als je zuvor. Wichtig waren uns als Geschäftsführung
zudem die Neugestaltung
des Vertragswesens und die Einführung
von Gehaltskategorien innerhalb
des Profikaders.
Auch abseits des Tagesgeschäfts und
der Kaderplanung standen in meiner
ersten Saison in Hütteldorf wichtige
Vorhaben an. Der Klub hat sich im letzten
halben Jahrzehnt im wirtschaftlichen
Bereich sensationell entwickelt, leider
konnte der sportliche Bereich hier nicht
Schritt halten, was allerdings auch als
Kompliment für das Team um Christoph
Peschek zu sehen ist. In vielen
Punkten gab es hier dringenden Nachholbedarf,
war einiges einfach nicht
mehr zeitgemäß. Daher lag der Fokus
auch darauf, in puncto Scouting, Athletik
und Medizin jene Optimierungen
vorzunehmen, die uns in einem ersten
Schritt zumindest wieder auf nationales
Spitzenniveau bringen. So haben
wir Investitionen sowohl in Personal
(zum Beispiel in Rehatrainer, Mentalcoach,
Spezialtrai ner bis hin zum
Nachwuchs betrieb etc.) als auch Material
(für Analysen, Messungen etc.)
investiert.