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SK RAPID | GESCHÄFTSBERICHT 2017/18 1.1 MICHAEL KRAMMER | PRÄSIDENT
Unsere zweite Spielzeit im neuen Zuhause,
dem Allianz Stadion, sollte aus
sportlicher Sicht vieles vergessen
machen, was in der Premierensaison
nach der Eröffnung unseres infrastrukturellen
Jahrhundertprojektes schiefgelaufen
ist. Nach dem verhinderten
Worst Case im Frühjahr 2017, in dem
wir ernsthaft Gefahr liefen, in den Abstiegsstrudel
zu gelangen, und dem
knapp verlorenen ÖFB-Cup-Finale in
Klagenfurt, zu dem über 15.000 nach
einem Titel dürstende Rapid-Anhänger
mitgereist waren, wollten wir mit Trainer
Goran Djuricin, der die Mannschaft mit
viel Fleiß und Engagement wieder auf
Vordermann brachte, den eingeleiteten
Aufwärtstrend nachhaltig bestätigen!
Der schwere Rucksack aus 2016/17
Bedauerlicherweise gelang es uns allen
zusammen nicht, den Rucksack, der
schwer und vollgepackt mit den Enttäuschungen
der Saison 2016/17 war,
rasch abzulegen. Zu groß wog noch die
Erinnerung an die vielen Nackenschläge,
die wir einstecken mussten.
Schon zum Start der Meisterschaft war
es merkbar, dass dieser mit Frust gefüllte
Rucksack, kombiniert mit mangelndem
Optimismus und Selbstvertrauen,
ein Problem für die sportliche
Performance auf dem Rasen werden
kann. Denn jeder hat seinen eigenen
Rucksack getragen, sowohl die stets
treuen Fans, aber auch das Trainerteam,
die Spieler, die Mitarbeiter und
nicht zuletzt wir als Präsidium. Mit solch
einer Hypothek am Rücken ist es ganz
schwer, frei und zuversichtlich zu agieren.
Jeder sucht – ein zutiefst menschliches
Verhalten – Schuldige, die dafür
verantwortlich sind, dass dieser Rucksack
mitgeschleppt werden muss. Vielleicht
wurde uns zu spät klar, dass man
sich von einer solchen Last nur selbst
befreien kann, um dann mit Zuversicht
und Optimismus andere mitzunehmen.
Dazu kam, dass wir uns ab dem zweiten
Heimspiel immer wie der mit Nebenschauplätzen
beschäftigen mussten.
Die medial intensiv aufbereiteten Diskussionen
rund um die Spielunterbrechungen
im Heimderby und bei der
Admira sowie um das viel besprochene
Transparent über Journa listen beim
Heimmatch gegen Sturm haben (zu)
viel unserer Aufmerksamkeit in Anspruch
genommen.
Nichtsdestotrotz gelang es der Mann-
schaft nach einem mehr als durchwachsenen
Saisonstart, ab Ende August
eine sehr respektable Serie hinzulegen.
Zwölf Pflichtspiele hintereinander
konnten ohne Niederlage bestritten
werden, neunmal ging unsere Rapid
dabei als Sieger vom Platz. Doch die
große Euphorie wollte nicht einsetzen,
obwohl wir nach 15 Runden nur zwei
Niederlagen (erlitten in Runde 4 und 5)
zu beklagen hatten und zudem in der
Tabelle in Schlagweite zu Salzburg und
Sturm platziert waren. Und im ÖFBCup,
wo das neuerliche Erreichen des
Finales ein ganz großes Ziel von uns
war, der Stadtrivale Austria auf neutralem
Boden – wiewohl es offiziell ein
Auswärtsspiel für uns im Ernst-Happel-
Stadion war – ausgeschaltet werden
konnte. Doch die aufkeimende positive
Stimmung und Entwicklung wurde in
den darauffolgenden vier Runden recht
jäh wieder zerstört, kein Sieg, dazu nur
ein Punkt aus drei Heimspielen. Dank
eines 5:0-Kantersieges im letzten Spiel
des Jahres 2017 beim SKN St. Pölten
konnten wir trotzdem auf Rang 3 überwintern,
allerdings war der Rückstand
auf Salzburg (10 Punkte) und Sturm
Graz (9) schon ordentlich angewachsen.
Auf und Ab auch im Frühjahr 2018
Leider setzte sich das Auf und Ab auch
im neuen Jahr fort. Nur zwei Punkte aus
den ersten drei Frühjahrsrunden und
abermalige tagelange Diskussionen
nach völlig verzichtbaren Vorfällen
(Wurfgegenstände und Flitzer) nach einem
Heim-Derby ließen eine latent negative
Stimmung rund um unseren Verein
wieder stärker werden. Doch die
Mannschaft samt Trainerteam konnte
sich durch eine starke Serie wieder rehabilitieren
und im März und April in
sechs Bundesligapartien gleich 16
Punkte bei einem Torverhältnis von
19:5 holen, Highlight bleibt hier sicher
das 4:0 im Prater, der höchste grünweiße
Derbysieg seit 1981, der sogar
noch höher hätte ausfallen müssen!
Doch leider wurde gerade während
dieser bemerkenswerten Serie ein
großes Saisonziel verfehlt. Drei Tage
nach dem Kantersieg im 326. Wiener
Derby folgte nämlich das Aus im ÖFBCup.
Ein 2:3 in der Verlängerung beim
späteren Titelträger Sturm Graz war
zwar enttäuschend, aufgrund der Art
und Weise des Ausscheidens durfte
man aber gerade nach dieser Partie
stolz auf unsere Mannschaft sein. Rapid
war an diesem Mittwochabend in der
Steiermark nicht nur für mich ein mehr
als gleichwertiger Gegner bei einem der
besten Fußballspiele in Österreich in
den letzten Jahren! Die Entwicklung der
Mannschaft zeigte also eindeutig nach
oben und daher haben wir uns in der
Vereinsführung auch einstimmig dafür
entschieden, mit dem bestehenden
und seit Jänner 2018 mit Thomas
Hickersberger verstärkten Trainerteam
in die darauffolgende Saison zu gehen.
Schlussendlich verlief die Saison
2016/17 wesentlich besser als das
„Seuchenjahr“ davor, wurde aber unseren
hohen Ansprüchen noch nicht
gerecht, auch wenn die Tendenz zu
einer weiteren Verbesserung klar zu
sehen war.
Auch ohne Europacup beweist die
Rapid-Familie Stärke
Besonders abgegangen ist uns allen
natürlich im abgelaufenen „Geschäftsjahr“
die internationale Bühne,
auf die uns allerdings der viel gescholtene
Goran Djuricin im August 2018
wieder führen konnte. Ein Jahr ohne
Europapokal tut jedem Grün-Weißen
weh. Wir wollen und brauchen die internationale
Bühne und der SK Rapid gehört
auch auf ebendiese. Die Teilnahme
an einem der UEFA-Bewerbe ist auch
deshalb stets ein wichtiges Saisonziel
und unabdingbar für eine nachhaltig
positive sportliche und wirtschaftliche
Entwicklung. Umso bemerkenswerter
ist es, dass es uns im Berichtszeitraum
gelang, trotz der Absenz im Europacup
ein sehr erfreuliches Geschäftsergebnis
zu erreichen. Christoph Peschek, unserem
Geschäftsführer Wirtschaft, gelangen
mit seinem Team bemerkenswerte
Ergebnisse in allen Geschäftsfeldern,
die auf den kommenden Seiten
auch im Detail beleuchtet werden. In
diesem Zusammenhang gilt es auch,
ihm sowie dem gesamten Management
und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
die Tag für Tag mit großem
Einsatz für unseren Verein arbeiten,
große Anerkennung und Dank auszusprechen.