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50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien

segensreiche Idee ist die operative Versteifung des ken für uns unvorstellbar gewesen sein. Adolf Lo- Kniegelenkes bei Lockerung durch Lähmung. Ne- renz’ Tätigkeit wuchs so rasch an, dass die chir- ben zahlreichen Arbeiten über andere orthopädi- urgischen Ambulanzen seine Patienten nicht mehr sche Probleme stellen neue Untersuchungen über fassen konnten. Sein Schwager Frank, der die II. die Mechanik der Gelenke wichtige Beiträge zur Chirurgische Abteilung führte, trat ihm schließlich Entwicklung der Orthopädie dar. noch einen Raum ab. 1886 erhielt er dann in den Räumen der alten, zu klein gewordenen Spitalskü- Adolf Lorenz: der Lieblingsschüler Alberts che zwei Behandlungsräume; auf sein unermüd- Wir sehen, dass Adolf Lorenz, der Lieblingsschü- liches Drängen schließlich vier Gastbetten. Dabei Lorenz gründete mit anderen ler Alberts in Österreich, nicht ohne Grundlage führte er doch blutige Operationen aus! Orthopäden die Deutsche ortho- seine Arbeit begann. An vielen Stellen war die Prof. Saxl erzählte uns, dass Lorenz oft frisch Orthopädie, bei der oft die Operation weniger operierte Patienten in einem nahegelegenen pädische Gesellschaft und wurde wichtig war, sondern die exakte, mühsame Nach- Gasthaus untergebracht hatte und sie nachmit- auf der ganzen Welt anerkannt. den Chirurgen weniger interessant geworden als Patienten musste er in Privatanstalten verlegen.tags mit einer Wärterin besuchte. Seine meistenbehandlung den Ausschlag für den Erfolg gab, für Fast in allen Kapiteln der Ortho- andere Gebiete der Chirurgie. Adolf Lorenz wollte Auf mehreren Studienreisen hatte Lorenz die Be- sich zunächst auch der Bauchchirurgie zuwenden. handlungsversuche der angeborenen Hüftverren- pädie leistete Lorenz Pionierarbeit. Nach dreijähriger Tätigkeit konnte seine Haut die kung, besonders in Frankreich bei Pravaz, gesehen, übermäßige Karbolanwendung der Lister-Aera der durch sehr lange Extension und nachfolgende nicht vertragen; die Chirurgie schien ihm nun jahrelange funktionelle Nachbehandlung einige verschlossen. Eduard Albert vertraute nun Lorenz Heilungen erzielen konnte. Bei Hoffa in Würzburg ein Gebiet an, das ihm immer am Herzen lag und sah er dann blutige Repositionen, die allerdings wo Lorenz zu einmaligen Erfolgen kommen sollte. wegen der hochgradigen Muskelverletzungen Es war die zunächst unblutige Orthopädie. kaum gute Erfolge boten. Bergmann soll einmal Er verfasste grundlegende Arbeiten über Skolio- gesagt haben: „Die unbehandelten Kinder wat- sen, Platt- und Klumpfuß und befasste sich inten- scheln bei Hüftluxationen wie gesunde Enten, die siv mit der konservativen Behandlung der Tuber- von Hoffa operierten wie kranke Enten.” kulose. Die Ruhigstellung in Gehgips wurde bei der Lorenz begann in dieser Zeit wieder seine Ope- Gelenktuberkulose konsequent bis zur Ausheilung rationstätigkeit, wobei er die Alkoholwaschung durchgeführt. Für die Spondylitis gab er die Ruhig- verwendete. Er bereitete die blutige Reposition stellung im Gipsbett an. Bei seinem 90. Geburtstag durch Längszug zur Aufdehnung der Muskel- bezeichnete Lorenz selbst das Gipsbett als eine sei- verkürzungen vor. Die im Jahre 1895 in einer ner größten Entdeckungen. Vor Einführung dieser Monographie zusammenfassten 200 Fälle bieten Behandlung muss das Elend der Spondylitiskran- für damals, aber auch für heutige Verhältnisse 14 50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien


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