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50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien

schen Aufschwung in der Größe der Operation system, sondern um einen Resorptionsvorgang Urologie zuwandte, die ihn später in ihren Bann brachte, blieb Dumreicher gerade auf dem Ge- handelt. zog. Nicoladoni, ein einfallsreicher Chirurg, hat den biet der Extremitätenchirurgie konservativ. In Wir finden in den Abhandlungen über Fußmiss- Ruhm, als Erster die Sehne eines funktionstüchti- vielen Kliniken Europas wurden tuberkulöse Ge- bildungen seinen Standpunkt, dass der kindliche gen Muskels auf einen gelähmten als Kraftspender lenke reseziert, wodurch viele Todesfälle an Mi- Klumpfuß meist durch zweimal wöchentlich ge- übertragen zu haben. Eine Idee, die in der Folge liartuberkulose und Sepsis sowie Amputationen wechselte Gipsverbände zu heilen sei. Es ist dies in unzähligen Variationen geübt wurde und noch und schwerste Verunstaltungen der Extremitä- die heutige Methode nach Kite. immer Anwendung findet. Seine Arbeiten über die ten verschuldet wurden. Dumreicher wandte In der Amputationsfrage nimmt er energisch ge- Schwächung der Achillessehnen in der Behandlung sich gegen diese Methode. Bei der Osteomyeli- gen die Prothesenbauer Stellung, die den Exartiku- des Plattfußes zeigen sein funktionelles Denken. tis empfiehlt er, die Sequestrotomie in möglichst lationsstumpf im Knie als minder günstig bezeich- Zu erwähnen ist endlich seine klassische Beschrei- kleinen Schnitten, eventuell mit Zerstückelung nen. Er sagt, es dürfte kein Zentimeter mehr von bung der Ischiasskoliose. Er erkennt, dass sie oft des Sequesters, auszuführen. Dies ist ein durch- einer Extremität geopfert werden als notwendig bei monoradikulären Störungen der Ischiasnerven aus moderner Gedanke. In seinen spärlichen und die Prothesenbauer haben sich den Verhältnis- vorkommen. Nicoladoni führte bis 1902 die chirur- Arbeiten berichtet er unter anderem über die sen unterzuordnen. Ein Standpunkt, den wir heute gische Klinik in Graz. Hüftverrenkung, die verzögerte Knochenbruch- wohl nicht mehr ganz teilen können. Interessant Eduard Albert, der Nachfolger Dumreichers, in heilung. Dumreicher wird als hervorragender ist eine Abhandlung über die Kniegelenksresektion Wien immer gerühmt wegen seines Lehrtalentes Lehrer gefeiert. Seine Schüler Eduard Albert, in der Kriegschirurgie, die bei Kniedurchschüssen und seiner meisterhaften Sprache, befasste sich Carlos Nicoladoni und Leopold Ritter von Dittel die Prognose wesentlich verbessert. Seine nega- mit Vorliebe mit orthopädischen Problemen, die, sind als die eigentlichen Wegbereiter der moder- tive Ansicht über die Skoliosebehandlung, die in wie erwähnt, Billroth in seiner Wiener Zeit nicht nen österreichischen Orthopädie anzusehen. dem Ausspruch gipfelt, „der gute Schneider sei mehr fesselten. Die raschen Erfolge der Chirurgie noch immer die beste Behandlung der Skoliose”, ließen vielen Chirurgen kaum mehr Zeit, sich mit Der Einfluss Billroths wurde ihm als absolute Absage an die Orthopädie den zeitraubenden Problemen der Extremitäten zu Es wäre aber falsch, sollte man annehmen, dass angerechnet. In seiner Wiener Zeit kehrte er sich befassen. Albert wollte nicht die waghalsige Ent- Billroth den orthopädischen Problemen ganz fern von den orthopädischen Problemen ab, und Adolf wicklung der modernen antiseptischen Chirurgie stand. In seinen früheren Arbeiten, noch aus Lorenz, der die Größe Billroths restlos bewunderte, mitmachen. Sein Grundsatz war: „Eine riskante Berlin aus der Langenbeckschen Klinik und aus stellt fest, dass er von Billroth in der Orthopädie Operation darf nie vorgeschlagen werden, wenn Zürich, befasste er sich mit den Problemen der nichts Wesentliches habe lernen können. der Vorteil nicht auf der Hand liegt.” So ist er wie Extremitätenchirurgie. Besonders ist seine Arbeit Leopold Ritter von Dittel ein Gegner der Resektion über Knochenresorption zu erwähnen. Er veröf- Pioniere der Orthopädie: tuberkulöser Gelenke. Er stellt ruhig und sorgt für fentlichte dabei interessante histologische Befun- Eduard Albert, Dittel und Nicoladoni gute Lebensbedingungen. Der scharfe Löffel fresse de über die Tätigkeit mehrkerniger Osteoklasten, Dagegen sind Eduard Albert, Dittel und Nicolado- den Tuberkelbazillus nicht auf. Die Gründung ei- womit er erkannte, dass es sich bei der Knochen- ni Pioniere der Orthopädie geworden. Dittel ver- nes Heimes in St. Pelagio in Istrien für knochentu- resorption nicht um einen einfachen Zerfall der öffentlichte grundlegende Arbeiten über Skoliosen, berkulöse Kinder ist die erste Durchführung einer Knochenzelle mit ihrem umgebenden Lamellen- Fußdeformitäten, Coxitis usw., bevor er sich der Heilstättenidee, seiner Zeit weit voraus. Eine neue 125 Jahre Orthopädie im AKH Wien 13


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