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50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien

OA Dr. Bernd Kubista Geschichtlicher Rückblick folgte erst im 20. Jahrhundert, und diese Sub- Das Empfinden von Schmerzen und deren Be- stanzen sind nach wie vor eine wichtige Option handlung ist schon in den Aufzeichnungen frü- in der Bekämpfung perioperativer Schmerzen. hester Hochkulturen dokumentiert. Während an- Neben Opiaten wurden auch andere analgetisch Das Auftreten starker postopera- fänglich übernatürliche und religiöse Vorstellung wirksame Substanzen synthetisiert. So konnte tiver Schmerzen ist eine für den von Schmerztherapie existierten, konnten in der 1899 erstmals Acetylsalicylsäure durch die Fir- neueren Zeit rationale und empirische Ansätze ma Bayer kommerziell hergestellt werden und Patienten sehr unangenehme die Schmerztherapie verändern. Die moderne wird seither unter dem Namen Aspirin vertrie- Erfahrung, die einen wesentli- Schmerztherapie, die vorwiegend auf morpholo- ben. Weitere Meilensteine in der perioperativen gischen und pathophysiologischen Grundsätzen Analgesie waren die Entwicklung der Äther- chen negativen Einfluss auf die beruht, ist eine in der Medizingeschichte relativ und Chloroformnarkose, die erstmals Mitte des junge Disziplin. Erst im 19. Jahrhundert wurden 19. Jahrhunderts zum Einsatz kamen. Patientenzufriedenheit mit der die Theorien entwickelt, die zur Grundlage der Auch im Bereich der Lokalanästhesie gelangen we- Operation, dem Spital und dem modernen Schmerztherapie wurden. So wur- sentliche Entdeckungen im 19. Jahrhundert. So den die verschiedenen Schmerzqualitäten und wurde 1860 Kokain chemisch isoliert und die lokal- behandelten Team hat. deren Weiterleitung definiert und auch erstmals anästhetische Wirkung unter anderen von Sig- Schmerzprojektionen in Hautareale, die soge- mund Freud beschrieben. So wurden schon bald nannten Headschen Zonen, durch den Neurolo- Augenoperationen in Lokalanästhesie ermöglicht. gen Sir Henry Head beschrieben. In weitere Folge entwickelten sich daraus die ver- Auch im Bereich der Pharmakologie kam es zu schiedenen Techniken der Nervenblockaden und Spezialambulanz für zahlreichen Entdeckungen, die die Schmerzthe- rückenmarksnahen Leitungsblockaden bis hin zur orthopädische Schmerztherapie rapie revolutionierten und eine perioperative Spinalanästhesie. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts Schmerztherapie in vielen Fällen erst ermöglich- wurden auch weitere regional-anästhetische Ver- Universitätsklinik für Orthopädie, ten. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts ge- fahren wie etwa Plexusblockaden erstmalig durch- AKH Wien, Ebene 7D lang es, aus Rohopium Morphin als Reinsubstanz geführt. Weiters wurden neuere Opiatderivate mit A-1090 Wien, Währinger Gürtel 18–20 herzustellen, und 1827 begann die industrielle verbesserten Eigenschaften entwickelt. Ambulanzzeit: Mo bis Fr, 11.00–13.00 Uhr Produktion. Erst die Entwicklung von Hohlnadeln Nach dem 2. Weltkrieg kam es zu einer intensi- Tel.: 404 00–4080 erlaubte eine exakte intravenöse Dosierung. ven Forschung im Bereich der Schmerztherapie. Rasch wurde auch das Suchtpotenzial der Die sogenannte „Gate-Control-Theorie” wurde Mitarbeiter: Opiumderivate deutlich. Trotzdem galt Morphium entwickelt und damit versucht, ein Gesamtmo- Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager (Leitung) lange Zeit als Allheilmittel gegen schmerzhafte dell zum Verständnis von Schmerzentstehung OA Dr. Bernd Kubista Zustände. Die Entwicklung anderer Opioide er- und -verarbeitung zu entwickeln. 125 Jahre Orthopädie im AKH Wien 83


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