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50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien

Das Ziel kann einerseits durch die Frühbehand- Gefahr zugemutet werden kann und die das Repo- lung erreicht werden. Man durfte nicht warten, sitionshindernis, das in der Kapselspannung liegt, bis bei Gehbeginn das Hinken auftrat; man durch einen sehr kleinen Eingriff beseitigt. Wir musste Wege finden, schon im frühen Säug- nähern uns in diesem Punkt also der operativen lingsalter zur Diagnose zu kommen. Zunächst Einstellung der französischen Schule von Levuef schien dieser Weg insofern zu enttäuschen, als und Bertrand. Allerdings will unsere Operation an der Oberschenkelkopf im ersten Lebensjahr den Vorteilen der Lorenzschen Behandlung fest- sehr empfindlich ist und durch eine unblutige halten. Wir folgten nach der offenen Einrichtung Einrenkung leicht mechanisch geschädigt wer- der Originalmethode der unblutigen Behandlung Ganz neue Probleme wirft die den kann. Die Gelenkspfanne bildete sich wohl von Lorenz, während die Franzosen, wenn sie Altersorthopädie auf, die durch besser aus, der Oberschenkelkopf war jedoch schon operieren, der Natur vorgreifen und gleich häufig deformiert und für das spätere Leben ein künstliches Pfannendach und eine Schenkel- das höhere durchschnittlich dauernd geschädigt. Hier konnte erst die Frü- halsumstellung ausführen, obwohl diese zusätz- erreichte Lebensalter in der volle Abhilfe schaffen, die in Wien von Haberler häufig überflüssig werden. Ich halte es für einelichen Eingriffe durch die natürliche Entwicklunghestbehandlung in den ersten Lebenswochen Bevölkerung immer mehr an und Arnulf Meier eingeführt wurde. Durch einfa- Aufgabe prinzipieller Natur, heute dem Streben che Lagerung konnten die Kinder von ihrem Lei- nach der unnötigen Ausdehnung der Operationen Bedeutung gewinnt. den definitiv befreit werden. Auch bei späterer die Vorteile der konservativen Behandlung ge- Diagnose lernten wir durch vorherige Extension genüberzustellen und diese nie zu vergessen. Wir und vorsichtiges, zartes Vorgehen bei der Ein- sollen auch nach der Grundidee von Lorenz und richtung Schädigungen seltener zu machen. Albert immer im Einfachen den Vorteil sehen. Trotz aller Aufklärung und organisatorischer Ar- Im gleichen Sinne ist es mir gelungen, die Pfan- beit gelingt es auch jetzt noch nicht, alle Fälle nendachplastik, die seinerzeit von Spitzy ange- rechtzeitig zu erfassen. Für ältere Fälle sind im geben wurde, wesentlich zu vereinfachen und in Ausland, besonders in Frankreich und Italien, im- ihrer Wirkung zu verbessern. Spitzy stellte aus mer mehr die operativen Methoden zur Einrich- transplantierten Knochen bei einer Subluxation tung der angeborenen Hüftgelenksverrenkung eines Hüftgelenkes mit flacher Gelenkspfanne ein herangezogen worden, weil die unblutige Einrich- künstliches Dach her, indem er Knochenspäne tung die Gefahr der Oberschenkelkopfnekrose in fest in das Hüftbein oberhalb des Gelenkes ein- sich birgt. Auch wir mussten für manche Fälle, in trieb. Die Operation führt zu guten Ergebnissen, denen eine Repositionsschwierigkeit besteht, den wenn die Knochenheilung ungestört vor sich geht. operativen Weg wählen. Es wurde eine ganz scho- Die funktionellen Ergebnisse sind aber nicht ide- nende Methode der operativen Einrichtung aus- al, weil die krankhafte Stellung des Oberschenkel- gearbeitet, die auch kleinsten Säuglingen ohne kopfes, der nach lateral verlagert ist, nicht korri- 18 50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien


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