Es ist kein Wunder, dass die Orthopädie vielfach ke aufnehmen konnten. Venel gebührt das Ver- nete Behandlungserfolge. Zu Delpech, Charles von handwerklich gebildeten Laien betrieben wur- dienst, 1780 in Orbe in der Schweiz eine Anstalt Gabriel Pravaz, Guerina eilten die körperbehin- de. So haben die „Bone-Setters” und „Truss ma- gegründet zu haben, die bald Weltruf, besonders derten Patienten, um Heilung zu finden. kers” in England ausgezeichnete Behandlungser- für die Klumpfuß- und Skoliosebehandlung, er- Auch in Deutschland erfolgte die Gründung zahl- folge zu verzeichnen gehabt, während die Ärzte langte. Aufgrund sein großes Organisationstalen- reicher Anstalten, meist konfessioneller Natur, sich mit den Deformitäten noch wenig beschäftig- tes konnten im Haus Apparate durch Mechaniker die noch heute vielfach als Universitätskliniken ten. Die Erfahrungen dieser Laien wurden durch hergestellt werden. Dadurch bekamen die meist und hervorragende Anstalten orthopädischer For- Familientradition überliefert, durften aber nicht kindlichen Patienten neben der meisterhaften schung weiterbestehen. Zuerst wurde 1816 von aufgeschrieben werden. Erst die Zusammenar- ärztlichen Betreuung auch Heilgymnastik, Massa- Johann Georg Heine, einem Instrumentenmacher beit der Medizin mit der mechanischen Orthopädie ge sowie Unterricht in der Anstalt. der Universität Würzburg, eine Orthopädische An- konnte Fortschritt auf breiterer Basis erzielen. Die Dass die Anstalt nach seinem frühen Tod rasch stalt gegründet, die bald Weltruf erlangte. Heine Erforschung der Pathologie und Ätiologie der Ge- an Bedeutung verlor, zeigt, wie groß die Persön- studierte die Fehlformen und bekämpfte sie mit lenksleiden musste zuerst vorangetrieben werden. lichkeit und Genauigkeit Venels gewesen ist, um mechanisch ausgezeichnet wirkenden Apparatan- Es ist in diesem Rahmen nicht möglich, über alle seine Heilerfolge zu erzielen. Jeder einzelne Fall ordnungen, meist mit Federdruck und -zug. Der diese Forschungen zu berichten. Ich darf nur die wurde mit einmaligem wissenschaftlichem Eifer Großzügigkeit des Chirurgen Textor ist es zu dan- Namen Francis Glisson und Percivall Pott nennen, beobachtet, individuell behandelt. Abgüsse vor ken, dass ihm als Laien die Krankenbehandlung die als Chirurgen in der Wirbelsäulenpathologie und nach der Behandlung ließen den Behand- nicht verboten wurde. Er soll gesagt haben: „Lasst wertvollste Erkenntnisse erarbeiteten. Zu einer lungserfolg objektivieren. In Frankreich fand das ihn nur machen, unsere Kunst vermochte bisher wirklich breiteren Entwicklung der Orthopädie wa- Beispiel bald Nachahmung. In Anstalten unter or- nichts gegen diese Übel auszurichten; vielleicht ren Anstalten notwendig, die orthopädische Kran- thopädischer Führung erzielte man ausgezeich- findet er ein zweckmäßiges Verfahren.” Viele Formen von Korrekturschienen und frühen Prothesen Francis Glisson, Percivall Pott, Jean-André Venel, Johann Georg Hei- Charles Gabriel waren Meisterwerke des Mechanikerhandwerkes England England Schweiz ne, Deutschland Pravaz, Frankreich 125 Jahre Orthopädie im AKH Wien 11
50 Jahre Universitätsklinik für Orthopädie im AKH Wien
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